Nutzungsgeschichte der Moore in Nordostdeutschland
Die Moore in Deutschland sind durch die menschliche Nutzung überprägt. Seit jeher werden Moore in unterschiedlichsten Weisen genutzt. Hier wird exmplarisch die Nutzungsgeschichte der Moore in Nordostdeutschland dargestellt. Zu dieser wurde an der Universität Greifswald umfassend geforscht.
Bereits in der älteren Steinzeit wurden Moore von Jägern und Sammlern genutzt. In der Bronzezeit wurde Torf als Brennstoff für die Kupfer- und Zinnschmelze und für die Bronzeherstellung genutzt, da die Brenntemperatur, im Gegensatz zu Holz oder Kohle, gut regulierbar und gleichbleibend ist. In der Eisenzeit, ab dem 4. Jh. vor unserer Zeit, wurde Raseneisenstein insbesondere aus Versumpfungsmooren zur Eisengewinnung abgebaut. Dieser Produktionszweig reichte bis ins 19. Jahrhundert. Seit dem Römischen Kaiserreich (ab etwa 2. Jh. v.u.Z.) wurde Wiesenkalk aus Moorniederungen zu Branntkalk für Feld- und Backsteinmauerwerk verarbeitet. Bis heute wird Wiesenkalk zur Bodenverbesserung eingesetzt.
Auch ohne Eingriffe in die Hydrologie, konnten Moore in trockenen Jahren vom Rand aus als Weiden, zur Heugewinnung oder als Streuwiesen genutzt werden. Zisterziensermönche legten schon im 13. Jahrhundert erste Entwässerungen an und begannen mit der Niedermoorschwarzkultur (Entwässerung, Beseitigung natürlicher Vegetation, Umbruch, Düngung, Einsaat mit speziellem Saatgut). Durch Entwaldung und Wasseranstau mit Wassermühlen änderte sich der regionale Wasserhaushalt und das Moorwachstum wurde gefördert.
Mit dem 18. Jh. nahm der menschliche Einfluss auf die Moore durch die Nutzung als Weide, Mähwiese oder Acker deutlich zu. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Torf zum wichtigsten Energieträger Norddeutschlands, da Holz knapp geworden war. Torf wurde auch als Streu und zur Bodenverbesserung genutzt. Im 19. Jh. wurden erste Sanddeckkulturen (Verbesserung der Standorteigenschaften für die Landwirtschaft durch Aufbringen einer Sanddecke auf den Niedermoortorf) und Moordammkulturen (engmaschige Entwässerung und Aufbringen von Mineralbodenschicht) angelegt.
Seit dem 20 Jh. konnten mineralische Dünger eingesetzt werden und es entwickelten sich erste zweischürige Feuchtwiesen. Verstärkte Entwässerungsmaßnahmen zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzfläche wurden im ersten Weltkrieg durch den Einsatz von Kriegsgefangenen durchgeführt. Es gründeten sich Meliorationsgenossenschaften und Wiesenverbände.
In den 60er Jahren wurde die Grünlandnutzung durch tiefes Absenken der Wasserstände (50-80 cm unter Flur und mehr) und hohen Düngeeinsatz stark intensiviert. Die Wiesen lieferten bei 3-4 Schnitten hohe Erträge. Teilflächen wurden zu größeren Einheiten zusammengelegt. Schon in den 1970ger Jahren wurden daraufhin erste Degradierungserscheinungen der Böden sichtbar. Technische Nachrüstungen zum Einstau von Wasser waren nur eingeschränkt wirksam. Mit der Zeit entwickelten sich Nutzungsprobleme durch Staunässe, Winderosion und Mikroreliefierung sowie Konflikte über die aufwendige Wasseregulierung. Durch diese Maßnahmen degradierten die Böden, die Biodiversität sank drastisch und Nährstoffe wurden freigesetzt.
Ab den 90er Jahren wurden manche Flächen aus wirtschaftlichen Gründen aus der Nutzung genommen. Einige Flächen wurden zum Schutz der Natur wiedervernässt. Seit 2000 kommt es teilweise Nutzungsintensivierung um Flächen in Bewirtschaftung zu halten (und die Flächenprämie zu erhalten).
Quellen & weitere Informationen
- Zeitz, J. (2016): Niedermoornutzung in Nordostdeutschland. In Wichtmann, W. Schröder, C. & Joosten, H (Hrsg.): Paludikultur – Bewirtschaftung nasser Moore. Klimaschutz − Biodiversität − regionale Wertschöpfung. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart, 272 p.
- Succow, M. (2001): Kurzer Abriß der Nutzungsgeschichte mitteleuropäischer Moore. In Succow, M. & Joosten, H.: Landschaftsökologische Moorkunde. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 622 p.