Sonnentau (Drosera) -Kultivierung
Verbundvorhaben: Sonnentaukultivierung auf Hochmoorgrünland - Schwerpunkt: Untersuchung von Kultivierungsmöglichkeiten von rundblättrigem Sonnentau (Drosera rotundifolia L.) als Arzneipflanze auf wiedervernässtem Hochmoorgrünland in Deutschland, mit besonderer Berücksichtigung der Co-Nutzung bei Torfmooskultivierung.
Droserae herba (Sonnentau) wächst auf Torfmoosflächen natürlicher Hochmoore. Die wiedervernässte Versuchsfläche des MOOSGRÜN-Projektes bietet gute Voraussetzung, um die Kultivierung von Drosera rotundifolia auf wiedervernässtem Hochmoor in einem Promotionsvorhaben wissenschaftlich zu untersuchen. Denn Sonnentau lässt sich gewerblich nutzen: Seit dem Mittelalter wird er in der Therapie von Hustenerkrankungen (u.a. Reizhusten, Asthma oder Bronchitis) eingesetzt. Allerdings führte die zunehmende Zerstörung des natürlichen Lebensraums Hochmoor zu einem deutlichen Rückgang der Sonnentauarten. Drosera rotundifolia wurde damit zum knappen Rohstoff und seine Sammlung für arzneiliche Zwecke sogar zur ernsthaften Bedrohung für den Erhalt der Art. Die Kultivierung von Sonnentau könnte also eine alternative Einkommensquelle für Landwirte bieten und gleichzeitig eine torfschonende und emissionsarme nasse Nutzung von Moorböden (Paludikultur) erlauben.
Hintergrund
Die Arzneipflanze Droserae herba (Sonnentaukraut) wird schon seit langem erfolgreich in der Therapie von Hustenerkrankungen (u.a. Reizhusten, Asthma oder Bronchitis) eingesetzt. Ursprünglich dienten dazu als Stammpflanze für Droserae herba nur Drosera rotundifolia. »Drosera« wird als Homöopathikum gegen Reiz-, Keuch- und Krampfhusten genutzt. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch äußerlich zur Entfernung von Warzen, Hühneraugen und Sommersprossen angewandt.
In Folge der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume (Hochmoore, Zwischenmoore, oder Niedermoore) sind die Drosera-Arten (D. intermedia HAYNE, D. anglica HUDS. (= D. longifolia L.), D. rotundifolia L. und D. x obovata MERT. & KOCH.) in den meisten europäischen Ländern stark zurückgegangen. Die jahrzehntelange Bewirtschaftung und die damit einhergehende Entwässerung und Düngung der europäischen Moore führten zu einem deutlichen Rückgang der von Sonnentauarten bevorzugten oligotrophen, nassen und sauren Standorte.
Auf dem europäischen Markt werden schätzungsweise 7-10 Tonnen Drosera Rohmaterial aus natürlichen Ressourcen im Jahr gehandelt. Bei den Herkunftsregionen handelt es sich um solche, in denen zur Zeit noch ausreichend Lebensräume vorhanden sind und in denen trotz der starken Gefährdung eine Wildsammlung der Sonnentauarten möglich ist. Dazu gehören Skandinavien (Drosera rotundifolia), bzw. Ost-Afrika und Madagaskar (Drosera madagascariensis). Aus den letzten beiden Ländern stammt derzeit der Hauptanteil der für die Arzneimittelgewinnung notwendige Drosera-Rohstoff. Mit der zunehmenden Zerstörung des natürlichen Lebensraums Hochmoor stellt die Sammlung für arzneiliche Zwecke eine ernsthafte Bedrohung für den Erhalt von Drosera rotundifolia dar.
Es gibt zwei Alternativen zur Rohstoffbeschaffung:
- Kultivierung der heimischen Drosera-Art D. rotundifolia L.
- Ersatz durch andere, nicht-gefährdete Arten (die dann wahrscheinlich zu den nächsten gefährdeten Arten werden würden).
Der für die Arzneimittelgewinnung notwendige Drosera-Rohstoff stammt zurzeit hauptsächlich von der Art Drosera madagascariensis, welche ausschließlich aus Afrika importiert wird. Allerdings sind die qualitativ hochwertigen Mengen derart gering, dass der Bedarf für die Medikamentenherstellung nicht gedeckt werden kann. Trotz der großen Nachfrage gibt es in Europa bis heute keinen kommerziellen und nachhaltigen Anbau von Drosera rotundifolia. Die seit 2004 in zahlreichen Projekten an der Universität Greifswald entwickelte und umgesetzte Kultivierung von Torfmoosen auf degradierten Hochmoorstandorten bietet eine neue Anbaumöglichkeit von Drosera rotundifolia L.. Hierbei dient das nährstoffarme Milieu der kultivierten Torfmoose als Lebensraum heimischer Drosera-Arten. Die zusätzliche Ernte von Drosera-Biomasse wäre als Co-Nutzung neben der Torfmoos-Ernte zu betrachten.
Inhalte und Ergebnisse
Das Promotionsprojekt (2012 - 2015) untersuchte erstmalig die Kultivierung von Drosera rotundifolia in wiedervernässten Hochmoorbereichen sowie die Eignung von Torfmoosfelder. Das Hauptaugenmerk lag auf der Kultivierung, Produktivität und Regenerationsfähigkeit von Drosera rotundifolia innerhalb verschiedenster Sphagnum-Formationen. Um die ausschlaggebenden Einflussfaktoren für die Biomasseproduktion und den Wirkstoffgehalt von Drosera rotundifolia zu quantifizieren, wurde die Bedeutung entsprechender Standortparameter mittels verschiedener statistischer Methoden getestet. Zudem wurden, auf Grund der vorteilhaften klimatischen Voraussetzungen von Sphagnum-Rasen, erstmalig neue Drosera-Anbautechniken mit verschiedenen Substraten in wiedervernässtem Hochmoorgebiet geprüft. Besonders positive Effekte der Drosera-Kultivierung:
- Sie könnte eine regionale Drosera-Produktion bei gleichzeitigem Schutz der Wildpopulationen gewährleisten.
- In moorreichen Regionen, die sich gerade in peripheren bzw. strukturschwachen Regionen befinden, könnte Drosera rotundifolia als potenzielle Paludikultur-Pflanzenart Arbeitsplätze schaffen und Einkommensalternativen für Landwirte und verarbeitendes Gewerbe bieten.
- Drosera-Kultivierung als Form von Paludikultur (nasse Bewirtschaftung von Mooren) schont den Torfboden und kann als Alternative zur konventionellen Moorbewirtschaftung Treibhausgasemissionen verringern.
Auszeichnungen
Auszeichnungen der Idee ("SoTaMed": Anbau von rundblättrigem Sonnentau als Medizinalpflanze auf wiedervernässten Hochmooren):
- „UNIQUE Ideenwettbewerb 2016“ (1. Platz – Kat. Forschende)
- „UNIQUE Ideenwettbewerb 2016“ Sonderpreis von BioCon Valley GmbH
- „Inspired – Der Ideenwettbewerb. In MV“ 2016 (1. Platz – Kat. Forscher/Absolventen)
- „UNIQUE Businessplanwettbewerb - Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg 2016“ (1. Platz)
- „UNIQUE Businessplanwettbewerb - Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg 2016“ Sonderpreis von der Universität Greifswald
- „UNIQUE Businessplanwettbewerb - Greifswald, Stralsund und Neubrandenburg 2016“ Sonderpreis von ECOVIS Greifswald
- „Greifswald Business Award 2016“ (1. Platz)