ALNUS - Erlenaufforstung auf Niedermooren

ALNUS - Erlenaufforstung auf Niedermooren

ALNUS - Erlenaufforstung auf Niedermooren

Hintergrund

Die intensive Nutzung der norddeutschen Niedermoore hat zu gravierenden Standortwandlungen und Umweltproblemen ge­führt. Politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, die oft­mals eine Nutzungs­auflassung von Nieder­moorflächen nach sich ziehen, eröffnen hierbei auch Chancen für neu­artige, um­welt­schonende Ver­fahren der Nieder­moornutzung. Ein mögliches Verfahren wurde in dem ALNUS-Projekt entwickelt.

Neben Röh­richt­pflanzen, wie Schilf oder Rohrkolben, bietet ins­besondere die Erle (Alnus glutinosa) die Möglichkeit, um­welt­schon­ende Nutzung und Erzeugung des wertvollen Pro­duk­tes Erlen­stark­holz zu verbinden. Die Erle wächst unter na­tür­lich­en Be­ding­ungen auf nassen, nährstoffreichen und po­tenzi­ell torf­bilden­den Niedermoor­standorten und besitzt auf der­artigen Stand­orten ein großes, bisher nicht ausgeschöpftes forst­öko­nom­isches Potenzial.

Projektinhalt

Im Rahmen des Projektes wurde ein Produkt­ions­ver­fahrens für Erlen­wert­holz bei gleichzeitiger Mini­mierung um­welt­schädigen­der Effekte und des Ressour­cen­ver­brauchs entwickelt. Durch In­te­gration waldbaulicher, ökologischer und (sozio-)­öko­nom­ischer Er­kennt­nisse wurden Kriterien und Indi­katoren für die Stand­ort­wahl und Stand­ort­behand­lung von Auf­forstungs­flächen erarbeitet.

Die für das Projekt zentralen Fragestellungen wurden auf einem insgesamt 85 Bestände umfassenden Unter­suchungs­flächennetz gewonnen. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag im Bereich der dauer­feuchten bis nassen Standorte. Diese erscheinen am ehes­ten geeignet, die ALNUS-Grund­prinzipien Wirtschaft­lichkeit und Umweltverträglichkeit zu kombinieren.

Pilotflächen

In Brudersdorf im Trebeltal im Landkreis Demmin wurde eine etwa 10 Hektar große Niedermoorfläche mit Schwarzerlen aufgeforstet. Die Pilotfläche ist sowohl aus standörtlicher als auch aus räumlicher Sicht repräsentativ für die in Norddeutschland zahlreich vorhandenen degradierten Niedermoorstandorte.

Bei der Aufforstung wurden unterschiedliche Begründungsvarianten (Hügelpflanzung, Pflugstreifen, Pflanzmaschine, Niedrig- und Hochrabatten) erprobt. Neben herkömmlichen Verfahren der Pflanzplatzvorbereitung wurde auch eine neue Technik zum Aufpflügen vergleichsweise bodenpfleglicher Kleinrabatten entwickelt. Dadurch liegt der Wurzelhals der jungen Schwarzerlen bei einem sehr lang andauernden Überstau oberhalb des Wasserspiegels.

Im Rahmen des Moorschutzprogramms des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurde die Pilotfläche in ein größeres Moorrenaturierungsprojekt einbezogen und nach Rückbaumassnahmen der Schöpfwerke und der Deichanlagen wiedervernässt. Im Verbund mit weiteren Wiedervernässungsvorhaben ist die Pilotfläche Brudersdorf ein greifbarer Bestandteil in der Palette nachhaltiger Landnutzungsformen im norddeutschen Flachland.

Leitfaden

Es wurde ein umsetz­ungs­orientierter Leitfaden formuliert, der umfassend über folgende Themen­bereiche informiert:

    1. Auswahl, Einrichtung und Pflege von Flächen.
    2. Indikatorensystem für die schnelle und praktische Beurteilung des Holzwachstums und der Umwelteffekte.
    3. exemplarische Eignungskarten für den Anbau der Erle und Fragen des Landschaftswasserhaushalts.
    4. Übersicht über wirtschaftspolitische Steuer­ungs­instru­men­te.
KWF-Thementage: Umweltgerechte Bewirtschaftung nasser Waldstandorte

01. und 02. Okt 2013 - Zwei Tage lang behandelte die Tagung der KWF (Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik) gemeinsam mit dem Landesforst Mecklenburg-Vorpommern das Thema "Umweltgerechte Bewirtschaftung nasser Waldstandorte". Die Teilnehmer konnten sich über Arbeitsverfahren zur umweltgerechten Bewirtschaftung nasser Waldstandorte informieren, dabei wurden Aspekte wie die Arbeitssicherheit, die Bodenschonung, naturschutzfachliche Faktoren sowie die Holzernte ausgeführt. Weitere Informtaionen entehmen Sie der Broschüre "Grundlagen und Empfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Roterle".

Publikationen

Leitfaden

Die Forschungsergebnisse des Projektes sind in einem Leitfaden zusammengefasst, der kostenlos bestellt werden kann. Adresse??

 

2007

Schäfer, A. & W. Wichtmann (2007): Restoring Drained Peatlands for Sustainable Use in Germany. Virtual filed trip 6. In: Clewell, A.F. & J. Aronson 2007: Ecological Restoration. Pronciples, Values, and structure of an emerging profession. Island Press, Washington. pp 125 - 129.

 

2006

Barthelmes, A., A. Prager & H. Joosten (2006): Palaeoecological analysis of Alnus wood peats with special attention to non-pollen palynomorphs. Review of Palaeobotany and Palynology 141 (1-2): 33-51.

Dannowski, R. & O. Dietrich (2006): Schwarzerlenbestockung in wiedervernässten Flusstalmooren Mecklenburg-Vorpommerns: Wasserverbrauch und gebietshydrologische Wirkungen. Telma.

Dannowski, R. & O. Dietrich (2006): Regional hydrologic implications of black alder afforestation in rewetted fen lowlands of Mecklenburg-Western Pomerania, Germany. In: HydroEco 2006: International Conference on Hydrology and Ecology, Karlovy Vary, Czech Republic, 11.-14. Sep. 2006. Proceedings, Praha. pp. 97-100.

Prager, A., A. Barthelmes, M. Theuerkauf & H. Joosten (2006): Non-pollen palynomorphs from modern Alder carrs and their potential for interpreting microfossil data from peat. Review of Palaeobotany and Palynology 141 (1-2): 7-31.

Schäfer, A. (2006): Polder Brudersdorf and Demmin. In: M. Theuerkauf et al. (Eds.): New Nature in North-Eastern Germany. A Field Guide. 5th European Conference on Ecological Restoration. 21.-25. August 2006. Greifswald, pp. 103-112.

Schröder, J. (2006): Das Forschungsprojekt ALNUS - Erlenanbau auf Niedermoorstandorten Mitteilungen aus dem Forstlichen Versuchswesen Mecklenburg-Vorpommern. Heft 7/2006 S. 20-29.

Wichtmann, W. & A. Schäfer (2006): Alternative management options for degraded fens – utilisation of biomass from rewetted peatlands. In: Wethydro Proceedings. A.A. Balkema Publishers, Rotterdam.

 

2005

Schäfer, A. (2005): Umweltverträgliche Erlenwirtschaft auf wieder vernässten Niedermoorstandorten. Beiträge für Forstwirtschaft und Landschaftsökologie 39 (4): 165-171.

Schäfer, A. (2005): ALNUS - Renaturierung von Niedermooren durch Schwarzerlenbestockung. In: Weigel, H.-J. & Dämmgen, J. (Hrsg): Biologische Senken für atmosphärischen Kohlenstoff in Deutschland. Sonderheft 280. Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Braunschweig, S. 113-119.

Schäfer, A. & H. Joosten, H. (Hrsg.) (2005): Erlenaufforstung auf wieder vernässten Niedermooren - ALNUS-Leitfaden. DUENE e.V., Greifswald, 68 S.

Wichtmann, W. & A. Schäfer (2005): Energiegewinnung von ertragsschwachen Ackerstandorten und Niedermooren. Natur und Landschaft 80 (9/10): 421-425.

 

2004

Wichtmann, W. & A. Schäfer (2004): Nutzung von Niederungsstandorten in Norddeutschland. Wasserwirtschaft 94 (5): 45-48.

 

2003

Schäfer, A. (2003): Das Projekt ALNUS in Mecklenburg-Vorpommern. Forst und Holz, 58 (9): 263-264.

Schröder, J. (2003): „ALNUS-Renaturierung von Niedermooren durch Schwarzerlenbestockung“. LFG und Ernst-Moritz-Arndt-Universität (EMAU) Greifswald bearbeiten ein gemeinsames Projekt zur Sanierung und nachhaltigen Nutzung von Mooren. In: MELFF M-V (Hrsg.): immerGRÜN, Wald Forstwirtschaft und Naturschutz in Mecklenburg-Vorpommern, Heft 1/2003. Schwerin, S. 15-18.

Schröder, J. (2003):Forstwirtschaftliche Aspekte des Erlenanbaus auf Niedermooren: Das ALNUS-Projekt in Mecklenburg-Vorpommern. Greifswalder Geographische Arbeiten 31: 65-73. Koska, I., Barthelmes, A. & A. Kaffke (2004): Umweltgerechter Erlenanbau - ökologischer Aspekte. Greifswalder Geographische Arbeiten 31: 55-63.

 

Pressemitteilungen

15.09.2005

Das Schlafzimmer aus dem Moor - Möbel für den Klimaschutz
Greifswalder Forscher entwickeln Alternativen für die wirtschaftliche Nutzung von Moorstandorten. Artikel von Constanze Steinke, 15.09.2005.

 

24.05.2002

Filterfunktion der Moore soll durch Forschungsprojekt reaktiviert werden (Artikel der DBU)

DBU-Generalsekretär Brickwedde übergab heute Bewilligungsschreiben für Renaturierung von Nieder­mooren - Fördersumme 740.000 Euro.

Greifswald, 24.05.2002

Übergabe des Bewilligungsschreibens im Greifswalder Rathaus

Für ein dreijähriges Forschungsprojekt zur Niedermoorrenaturierung übergab heute im Greifswalder Rathaus Fritz Brickwedde, General­sekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, dem Rektor der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald, Prof. Dr. Hans-Robert Metelmann, für das Bo­tan­ische Institut ein Bewilligungs­schreiben über knapp 740.000 Euro. Ziel ist die praxis­orientierte Ent­wicklung eines Produktionsverfahrens für den Anbau von Erlen als alter­native Landnutzung bei gleich­zeitiger Verringerung möglicher um­welt­schädigender Effekte, wie sie heute durch die Moore auf­treten. Brickwedde: "Erstmals werden Aspekte der Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit der Waldnutzung auf Mooren verbunden und das Aufforstungspotenzial von wiedervernässten Nieder­mooren ermittelt."

Durch Jahrzehnte lange Nutzung als Grünland hätten sich die Niedermoore stark verändert, betonte Brickwedde in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Arno König. In der norddeutschen Tiefebene nähmen sie mehr als 800.000 Hektar ein, allein 300.000 davon lägen in Ostdeutschland. Heute be­lasteten sie die Umwelt etwa durch Verdichtung des Oberbodens, eine Einschränkung der Wasser­rückhalte- und Speicherfunktion oder das Freisetzen des klimaschädigenden Kohlendioxids. Gleich­zeitig verursachten sie dadurch auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten. Daher bestehe ein dringen­der Bedarf an ökologisch verträglichen Nutzungskonzepten, aber auch an ökonomisch sinn­vollen Landnutzungsalternativen.

Durch den Anbau der heimischen Schwarzerle und eine Wiedervernässung könne das derzeit noch schmale Spektrum umweltverträglicher, wirtschaftlich sinnvoller Nutzungsalternativen erweitert werden. Die Schwarzerle wachse in nassen, nährstoffreichen und potenziell torfbildenden Nieder­mooren und besitze dort ein großes, bisher kaum ausgeschöpftes Ertragspotenzial.

Zu klären sei z.B., wie nass die Erlenanbauflächen sein könnten, damit eine die Umwelt belastende Stoff­freisetzung unterbleibe beziehungsweise durch die Bildung neuer Torfe Stoffe gebunden werden und damit eine Entsorgung stattfinde. Zur Erprobung und Demonstration verschiedener Erlen­anbau­ver­fahren werde eine Pilotfläche aufgeforstet. In enger Kooperation zwischen Wissen­schaftlern und Praktikern aus Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft würden Eignungskarten und Leitfäden zur Erlen­aufforstung erstellt, um die Forschungsergebnisse anschließend auf grosser Fläche anzu­wen­den. Auch das Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete, Malchin, und das Greifswalder Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen der Erde e.V. (DUENE) sind an dem Pro­jekt beteiligt.

 

Weitere Links

Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Siftung zur Förderung innovativer Projekte im Bereich Umweltschutz.

Institut für Dauerhaft Umweltgerechte Entwicklung von Naturräumen der Erde (DUENE e.V.)
Verein zum Schutz bedrohter Natur- und Kulturlandschaften.

Landesforst Mecklenburg-Vorpommern
Anstalt des öffentlichen Rechts verantwortlich für Forstwirtschaft und Jagd in M-V.

Leibniz-Zentrum für Agrar­land­schafts­forschung (ZALF) e. V.
Forschungsverein im Bereich Ökosystem Agrar­land­schaft.

Universität Greifswald - Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Institut für Botanik und Landschaftsökologie an der Universität Greifswald.