Beispielregion Thurbruch
Am Beispiel des Thurbruchs, einem ca. 1.600 ha großen Moorgebiet auf der Insel Usedom, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „VIP –Vorpommern Initiative Paludikultur“ analysiert, inwiefern eine Nutzung in Paludikultur möglich ist. Eine Umsetzung von Paludikultur ist in der Region nicht geplant, jedoch können viele Fragen erst durch die Betrachtung eines konkreten Gebietes beantwortet werden.
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens wurden den Bürgern der Region übergeben. Es konnte aufgezeigt werden, dass im Thurbruch für eine Umsetzung von Paludikultur ausreichend Wasser vorhanden ist, dieses jedoch nicht das ganze Jahr zur Verfügung steht. Um ein Absinken der Wasserstände auf mehr als 20 cm unter Flur im Sommer zu verhindern, müsste Wasser aus dem Winterhalbjahr zurückgehalten werden. Hierfür wäre eine Anhebung der Wasserstände erforderlich was zu einem flachen Überstau der zentralen Thurbruchsenke führen würde. Die an das Thurbruch angrenzende Gemeinden haben bereits Beschlüsse verfasst, dass sie gegen eine solche Anhebung der Wasserstände sind. Ein stärkerer Wasserrückhalt der Winterüberschüsse ist damit nicht möglich und kann somit nicht zur Optimierung der Wasserversorgung im Sommerhalbjahr beitragen. Für eine Umsetzung von Paludikultur kommt das Gebiet daher im Moment nicht in Betracht.
Schröder & Wichmann (2014) Fazit der Studien zum Thurbruch (pdf | 1 MB)
Bürgergutachten
Im Rahmen dieser theoretischen Betrachtungen galt es die Vorstellungen der Bürger zur Zukunft des Thurbruchs einzubeziehen. 25 zufällig ausgewählte Bürger aus der Region wurden im Rahmen eines Bürgerforums aktiv eingebunden. An drei Wochenenden konnten sie Experten einladen um sich über Hintergründe und Möglichkeiten zur aktuellen und zukünftigen Nutzung zu informieren. Gemeinsam verfassten die Bürger das Bürgergutachten „Zukunft des Thurbruchs - Ein Leben mit dem Moor“, in dem sie ihre Lösungsvorschläge und Forderungen vorstellten. Das Bürgerforum ist ein gutes Beispiel, wie die Interessen der Anwohner vor Ort berücksichtigt werden können noch bevor ein Planungsprozess einsetzt.
Bürgergutachten (2013) Zukunft des Thurbruchs - Ein Leben mit dem Moor (pdf | 2 MB)
Potenzialanalyse
Die theoretischen Potenziale von Paludikultur im Thurbruch wurden im Rahmen der Diplomarbeit “Potenziale für Paludikultur im Thurbruch (Usedom)“ ermittelt. Anhand unterschiedlicher Wasserstände wurden drei Nutzungsszenarien erarbeitet und als Karten dargestellt: Szenario Grünland; Szenario Grünland & Paludikultur und Szenario Paludikultur. Für jedes Szenario wurden Nutzungsmöglichkeiten, Biomasseerträge, Treibhausgasemissionen sowie Klimakosten abgeleitet. Für das Thurbruch konnte somit aufgezeigt werden wie Klimaschutz bei Fortführung einer landwirt-schaftlichen Nutzung umgesetzt werden kann. Durch Realisierung des Szenarios Paludikultur könnten bei Klimakosten von 80€/t CO2-Äquivalente jährlich zwischen 350.000 € und 740.000 € vermieden werden. In dem Bericht „Nachhaltige Nutzung von Niedermoorstandorten - Szenarien für das Thurbruch, Insel Usedom“ (s.u.) wurden die drei Nutzungs-Szenarien sowie ein weiteres Szenario, welches Aufgabe der Nutzung betrachtet, zudem hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet.
Hohlbein (2013) Potenziale für Paludikultur im Thurbruch (Usedom) (Diplomarbeit) (pdf | 2 MB)
Nachhaltigkeit von Nutzungsszenarien für das Thurbruch
In dem Bericht „Nachhaltige Nutzung von Niedermoorstandorten - Szenarien für das Thurbruch, Insel Usedom“ wurden die drei Nutzungs-Szenarien der Potenzialanalyse sowie ein Szenario, welches Aufgabe der Nutzung betrachtet, hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet. Dazu wurde von Fachleuten eine Einschätzung vorgenommen, inwieweit sie im Vergleich zum heutigen Zustand zur Erreichung von 68 ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen beitragen. Diese Ziele wurden in einem transdisziplinären Prozess ermittelt und von Praxisakteuren aus der Region Vorpommern hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Untersuchungsregion gewichtet.
Das Szenario C 'Paludikultur' schneidet sowohl bei der ökonomischen Teilbewertung als auch bei der Gesamtbewertung am besten ab. Das schlechteste Ergebnis gibt es für das Szenario A 'Nutzung wie bisher'.
Kleinhückelkotten & Neitzke (2014) Nachhaltige Nutzung von Niedermoorstandorten (pdf | 6 MB)
Hydrologisch-hydrogeologische Gutachten
Letztendlich stellt sich natürlich auch die Frage, ob für die Umsetzung von Paludikultur im Thurbruch ausreichend Wasser zur Verfügung stehen würde bzw. in welchen Bereichen ausreichend hohe Wasserstände realisiert werden könnten und ob Gefahren für Siedlungen durch einen Anstieg der Wasserstände bestehen. Genauere Informationen hierfür wurden im „Hydrologisch-hydrogeologisches Gutachten für das Thurbruch, Süd-Usedom“ erarbeitet.